20/11/2019, 18:30
Bolzano/Bozen

Studentische Gewalt (1914-1945)

öffentliche Vorstellung

Öffentliche Präsentation / presentazione pubblica

Geschichte und Region / Storia e regione
28 (2019), 1

Studentische Gewalt
Violenza studentesca
(1914–1945)


Mittwoch / mercoledì
20/11/2019
ore 18:30 Uhr

Freie Universität Bozen / Libera Università di Bolzano
Raum / aula F6
Universitätsplatz 1, Bozen / piazza Università 1, Bolzano

 

Grußworte / saluti
Julian Nikolaus Rensi (sh.asus)
Philipp Tolloi (Südtiroler Landesarchiv / Archivio provinciale di Bolzano)


Adina Guarnieri
im Gespräch mit den Historikern / dialoga con gli storici

Martin Göllnitz (Philipps-Universität Marburg)
Matteo Millan (Università di Padova)
Simone Duranti (Università della Tuscia)

Mit Gewaltexzessen war es nach dem Ende des Ersten Weltkrieges noch lange nicht vorbei. Gewalt, genauer innenpolitische Gewalt, prägte die europäischen Nachkriegsgesellschaften weiterhin – auch weil sie als legitimes Mittel der politischen Teilhabe galt. Wie radikalisierte sich die junge Generation in diesem Klima der Gewalt? Antworten liefert das neue Heft von “Geschichte und Region/Storia e regione”, das nun in Bozen vorgestellt wird.

Weiten Teilen Europas gelang es nach dem Ersten Weltkrieg nicht, den Zustand einer post-war-society zu überwinden, in der die öffentliche Teilhabe an Politik zuweilen mit einem hohen Maß an innenpolitischer Gewalt einherging. Insbesondere für die sich neu formierende Rechte und die paramilitärischen Verbände spielte militantes Verhalten in der Zwischenkriegszeit eine Schlüsselrolle. Jugendliche im Allgemeinen und Studierende im Besonderen waren oftmals wichtige Multiplikatoren in solchen Bewegungen: Sie betrachteten diese als Experimentierfelder für gewalttätige Erfahrungen, denn hier konnten sie – zu jung um selbst im Ersten Weltkrieg gekämpft zu haben – den eigenen Mangel an der (heroisierten) Kriegserfahrung durch zunehmende Brutalität gegen innere und äußere Feinde kompensieren.

Das neue Heft der Bozner Zeitschrift “Geschichte und Region/Storia e regione” beschäftigt sich in fünf regionalhistorischen Studien mit dem Themenkompex “Studentische Gewalt” in den Jahren zwischen 1914 und 1945. Herausgegeben wurde das Heft von Martin Göllnitz der Philipps-Universität Marburg und von Matteo Millan der Universität Padua, die ein breites Panorama der regionalen Vielsichtigkeit der studentischen Gewalt in der Zwischenkriegszeit aufzeigen konnten: die Beteiligung von Studenten an der militärischen Niederschlagung der Münchner Räterepublik 1919; die Attentate von Studierenden einer mazedonischen revolutionären Geheimorganisation gegen den jugoslawischen Staat in den 1920er Jahren; die Gewaltexzesse der Studenten des Squadrismus im Krisenherd Triest, die militanten Ausschreitungen von nationalsozialisitischen Studenten an der Universität Rostock und nicht zuletzt die Rolle von Trientner und Südtiroler Studenten in der faschistischen Studentenorganisatio GUF. In den versammelten Beiträgen werden die regionalen Dimensionen studentischer Gewalträume und -kulturen untersucht. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie die jeweiligen regionalen Verhältnisse die Radikalisierung von Studierenden beschleunigen bzw. bremsen konnten und welche spezifischen Gewaltkulturen sich in den diversen Regionen entfalteten.

Das Heft wird am 20. November 2019 um 18.30 Uhr an der Freien Universität Bozen vorgestellt. Die beiden Herausgeber des Heftes, die Historiker Martin Göllnitz (Philipps-Universität Marburg), Matteo Millan (Universität Padua) sprechen über die Zusammenhänge von Studenten, Gewalt und Faschismen. Anschließend erzählt der Historiker Simone Duranti (Universität della Tuscia), welche Bedeutung den Studenten von Trient und Bozen in der faschistischen Universitätsorganisation GUF zukam. Es moderiert Adina Guarnieri.

Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos zugänglich.