24/11 2014

CFP: "Verfügen – Streiten – Schlichten / Disporre – Contendere – Conciliare"

Call for Papers
für die Abschlusstagung des Projekts  „Rechtsräume & Geschlechterordnungen als soziale Prozesse – transregional Vereinbaren und Verfügen in städtischen und ländlichen Kontexten des südlichen Tirol vom 15. bis zum frühen 19. Jahrhundert“  
zum Thema:   

Verfügen – Streiten – Schlichten Aushandlungsprozesse im Spannungsfeld zwischen Geschlecht und Vermögen  

in Bozen vom 22. bis 24. Oktober 2015 


Im Mittelpunkt der Tagung stehen die sozialen Implikationen der Ehegüter- und Erbrechts- praxis vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Eheliche, familiale und verwandtschaftli- che Beziehungen sind bis heute von Ressourcentransfers und Vermögensansprüchen ge- prägt. Diese konnten sich historisch gesehen auf liegende Güter wie auf Fahrnisse, auf Geld wie auf Zinsen oder Versorgungsleistungen beziehen. Transfers wie Ansprüche bargen ein Potenzial an Konkurrenzen und Interessenskonflikten zwischen den Geschlechtern und Ge- nerationen, mit den Vormündern, aber auch innerhalb von Generationen – etwa zwischen Geschwistern, Halb- oder Stiefgeschwistern – in sich. Solche Konflikte weisen über den je- weiligen Einzelfall hinaus. Denn sie waren zum einen bis zu einem gewissen Grad in der vor- herrschenden Praxis des Vererbens, in den geltenden, ausgehandelten oder verfügten inter- generationalen und ehelichen Arrangements und Transaktionen von Gütern strukturell ange- legt. Zum anderen konnten sich Bevorzugung und Benachteiligung an bestimmten sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Logiken orientieren.  

Vielerlei Formen von Verträgen, Testamente, diverse Bestätigungen und Erklärungen dien- ten vor allem dazu, Konflikte zu vermeiden. Diesen Effekt vermochten solche Dokumente jedoch nicht in jedem Fall zu erzielen: Testamente wurden angefochten, Vertragsbestim- mungen führten zum Streit, weiter reichende Ansprüche wurden eingeklagt etc. Für das Schlichten von Streitigkeiten standen unterschiedliche Instrumentarien zur Verfügung: ein Kompromiss, ein Vergleich, ein neuer Vertrag, ein Gerichtsurteil und anderes mehr. Manche Streitfälle zogen sich dennoch über Generationen hin.  

Ausgehend von Vermögensfragen in ehelichen, familialen und verwandtschaftlichen Zu- sammenhängen ist das Ziel der geplanten Tagung: - Aushandlungsräume, Verfügungsmacht, strukturell angelegte Konfliktpotenziale, Streitkonstellationen und Lösungsansätze miteinander in Beziehung zu setzen, - nach spezifischen erbrechtlichen bzw. ehegüterlichen Konstellationen, sozialen Mili- eus, Zeiten oder Kontexten zu fragen, die besonders konfliktträchtig waren,  - auszuloten, welche Bedeutung Geschlecht dabei zukam,  - mögliche Tendenzen und Chronologien des Wandels herauszufiltern.

Die Tagungssprachen sind Deutsch, Italienisch und Englisch (mit englischer Simultanübersetzung).

Ein Budget für Reisespesen und Unterkunft ist vorhanden.  

Abstracts in einer Länge von ca. 350 Wörtern mit kurzen biografischen Angaben (max. fünf Zeilen) bitte bis 10 Januar 2015 an margareth.lanzinger@univie.ac.at  

Veranstalter
Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie | Universität Innsbruck
Cluster „Politische Kommunikation“:   Forschungsschwerpunkt „Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte“ | Universität Innsbruck
Geschichte und Region / Storia e regione | Bozen
Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte | Freie Universität Bozen
Südtiroler Landesarchiv | Bozen

CfP in pdf-Format