11/06/2015, 18:00
Bolzano/Bozen

Der Wiener Kongress und Italien

Vortrag

Im letzten Vortrag der Vortragsreihe "200 Jahre Wiener Kongress" wird sich der Historiker Marco Bellabarba mit der italienischen Frage am Wiener Kongress auseinandersetzen. 

Der Vortrag zielt zunächst darauf ab, die Geschichte des Wiener Kongresses aus einer “italienischen” Perspektive zu beleuchten. Die traditionelle italienische Geschichtsschreibung hat ein passives Bild Italiens gezeichnet, um den willkürlichen und despotischen Charakter der Entscheidungen, die in Wien über die italienischen Angelegenheiten gefällt worden waren, zu betonen. Wir wissen heute aber, dass diese Geschichte anders verlief. Die italienischen Führungsschichten hatten genaue Vorstellungen über ihre Ziele am Wiener Kongress, die darüber hinaus sehr heterogen waren. Diese sehr differenzierten italienischen Interessen am Kongress waren von der vorangegangenen napoleonischen Beherrschung der Halbinsel stark geprägt und bedürfen einer äußerst sorgsamen Analyse, um nachvollzogen werden zu können.

Der Vortrag will aber auch eine österreichische Perspektive einnehmen. Am Wiener Kongress erarbeitete die österreichische Diplomatie erstmals einen Masterplan für die österreichische Italienpolitik. Nicht übersehen werden darf in diesem Zusammenhang allerdings, dass Österreich bereits nach 1805 sein Herrschaftsgebiet im italienischsprachigen Raum erheblich ausweiten konnte: Das Fürstbistum Trient, die Republik Venedig wurden 1803 bzw. 1805 annektiert. Diese sogenannte „prima dominazione austriaca“ wurde bislang kaum erforscht. Der Vortrag will die politisch-administrativen Maßnahmen Österreichs in diesen italienischen Gebieten analysieren und beobachten, wie diese durch die zehn Jahre später am Wiener Kongress getroffenen Entscheidungen modifiziert wurden.