Faschismus an den Grenzen / Il fascismo di confine
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Zusammenfassung
Dieses Heft geht auf eine am 15. Jänner 2010 veranstaltete Tagung zurück, an welcher Triestiner, Südtiroler und Aostaner KollegInnen eine Fragestellung vertieft haben, die Anna Maria Vinci in ihrer Monografie über den Faschismus in Nordostitalien (Sentinelle della patria. Il fascismo al confine orientale 1918–1941 [Rom 2011) aufgeworfen hat: „Was ist unter ‚Faschismus an den Grenzen‘ zu verstehen? War es ein Modell für das restliche Italien, ein einfacher Ableger an der Peripherie oder beides? ‚An der Grenze zu leben‘, bedeutete das nicht auch zum Musterfall für die Länder jenseits der Grenze zu werden? Und wenn dem so sein sollte, wie vollzog sich dieser Prozess?“
Die von der Triestiner Historikerin aufgeworfenen Fragen erschienen geeignet, das Konzept eines „Faschismus an den Grenzen“ für den Triestiner Raum auszuloten. Sie gestatten es aber auch, den faschistischen Griff nach der Macht in vergleichbaren Grenzregionen wie Südtirol und dem Aostatal komparatistisch zu untersuchen. Im Zentrum steht die Frage, ob der Grenzfaschismus – ähnlich wie dies Vinci für die italienische Ostregion postuliert hat – antizipatorisch und gleichsam unter idealen „Laborbedingungen“ den Marsch durch die Institutionen an der Peripherie erprobt hat. Es geht also weniger darum, „eine“ Geschichte des Grenzfaschismus zu rekonstruieren, als vielmehr jene peripheren faschistischen Herrschaftselemente herauszuarbeiten, die zentral in die Debatte um den Gesamtcharakter des Totalitarismus hineinführen.